Donnerstag, 11. August 2016

Putin und Erdogan - Ein Herz und eine Seele?

Fundsache: „Die einzige Chance für Europa ist, sich so schnell wie möglich von den USA und von der NATO zu trennen. Seid Ihr dazu bereit? Wenn nicht, werdet Ihr morgen bereits in Libyen aufwachen. Nehmt es nicht persönlich.“ (Putins Besenbartständer Dugin)
Ach Dugin, Du alter Stratege warst wohl auch schon seit längerem nicht mehr kalt duschen, aber dem kann ich wenigstens verbal abhelfen, wenngleich der Kopf bei Dir davon wohl auch nicht mehr wachsen wird.
Sag mal, mein Bester... was hältst Du davon, wenn wir jetzt einfach mal vor Deinem geopolitischen Genius kapitulieren, und euch als Ausdruck unserer neidlosen Bewunderung ganz Kleinasien vor die Füße legen, handelt es sich doch immerhin um den Herkunftsraum eurer byzantinischen Leitkultur, den wir so gänzlich unberechtigt und voreilig in die NATO integrierten, obwohl ihr Russen doch darauf weit ältere Rechte habt?
Und gerecht wäre das auch als Ausgleich für die vielen Schiiten in eurem Vielvölkerpatchwork, ist doch Kleinasien (neudeutsch: Türkei) stramm sunnitisch orientiert und gleicht, wie der Zufall (oder Allah) in seinem unergründlichen Ratschluss wollte, mit seinen 74,93 Millionen Koranrezitierern jene 77,45 Millionen Irren fast haargenau aus, die als stramme Schiiten den mit euch verbrüderten Iran bevölkern.
Das macht nach Adam Riese zusammen 152,38 Millionen Bückbeter, die ich als neben Deinem überlegenen Genius unbeholfen erscheinender Maltschik mit 143,5 Millionen Russen im gemeinsamen Herrschaftsraum verglichen, von denen ja auch wiederum etwa 20% muslimisch sein sollen, mal so eben mir nichts, dir nichts, ganz naiv als Mehrheit einstufen würde.
In Peking wird man sich sicher freuen, wenn die Duma den damit unumgänglichen Beitritt zur OIC verkündet, zumal euer froher Bund mit den Westuyguren (neudeutsch: Türken) bereits heute von einigen Millionen Ostturkmenen (neudeutsch: Uyguren) eifrig beklatscht wird, deren separatistisch-islamistische Aufstandsbewegung zur Freude der KP Chinas seit jeher von euren neuen Bündnispartnern in Ankara gefördert wird.
Auch in Bagdad und Damaskus wird man aufatmen, wenn ihr den sunnitisch-schiitischen Konflikt so hübsch ausgeglichen (grob: 50/50) zu euch nach hause holt, um der Sache einen angemessenen Rahmen zu verleihen. Aber nicht nur dort! Tschetschenische Sufis können sich gar nichts schöneres vorstellen, als demnächst sowohl von sunnitischen Türken als auch schiitischen Persern als Ungläubige eingestuft zu werden.
Nicht wahr, Alex, darin zeigt sich das wahre Genie großmeisterlicher Schachspieler, rechtzeitig vor dem Putschtheater des sunnitischen Sultan dessen Hilfswesir Ahmet Davutoğlu (der mit der Micky-Maus-Fratze) aus dem Verkehr zu ziehen, auf dass die Angehörigen der russischen Armee nicht Anstoß an der Verbrüderung mit einem debilen Mörder nehmen, der stolz und grinsend damit prahlte, den an sich grund- und sinnlosen Abschuss eines Russen aus Gründen islamischer Überheblichkeit höchstpersönlich angeordnet zu haben. Dumm nur, dass dieser Schritt zur Vorbereitung der politischen Annäherung bereits vor dem Putsch stattfand, die Gründe dafür aber erst mit dem Putsch geschaffen wurden. Wenn da mal keiner aus dem Offizierskorps die falschen Schlüsse zieht...
Wir ziehen vor Deiner strategischen Brillanz jedenfalls jederzeit gerne den Hut und treten euch die Türken als gute Verlierer selbstverständlich gern ab. Pflegt sie gut, und gebt ihnen die langersehnte Visa-Freiheit, auf dass der Islam in euren Gefilden blühe und gedeihe, diese Religion des Friedens zwischen Sunniten und Schiiten und Sufis und Orthodoxen und...
Und noch was, Dugin: Du stehst im Schach, und
das sieht gar nicht gut aus. Vielleicht hilft ja üben!
PS Was fingert der Besenbarthalter da eigentlich an seinem Bauern auf h2 herum (König auf b1 steht durch Läufer auf g6 im Schach)? Wenn er den auch nur berührt, ist er damit auch schon matt, denn ein mal berührte Figuren müssen gezogen werden. Offenbar will er durch h2-h4 und h4-h5 den bedrohlichen Läufer zum Rückzug zwingen, und zwar posthum nach Spieleende, wie es einem wahren Genie zukommt. Dieses Buchcover illustriert ziemlich treffend, was ich im Text aufzeige. Gegen solche Gegner braucht man keine NATO. Da reicht ein Psychiater. Bild und Zitat entstammen derselben Seite.
Text: Achim Bierwirth

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