Donnerstag, 27. Januar 2011

Es war einmal ein Land, in dem das Denken verboten...



Requiem für einen Wicht
von Hölderlin
Es war einmal ein Land,
in dem das Denken verboten.
Nur ein kleiner Wicht,
befolgte die Gebote nicht.
Er wurde bedrängt, er wurde bedroht,
denn auf das Denken da stand der Tod. 

Der König rief drei Häscher, 
die kamen aus Südwest. 
Sie fangen den Wicht und nahmen ihn fest.
Sie banden ihn und schlugen ihn,
nahmen sein Augenlicht.
Wie sehr sie auch suchten,
wie sehr sie auch fluchten,
sie fanden das Denken nicht.

Der König sprach, wer denkt, muss sterben.
Dies Leiden darf sich nicht vererben.
Dein Tod soll dafür werben,
dein Tod soll dafür werben.

Die Häscher trugen ihn fort,
warfen ihn in des Flusses Lauf.
Dann nahm der Wicht sein Denken
und schenkte es den Wellen.
Die Meere nahmen es auf.

Das Denken fand man bis heute nicht...
...bis heute nicht
bis heute nicht
bis heute nicht
bis heute nicht...

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