Donnerstag, 3. Dezember 2009

Zensur in Polen- Krieg den Symbolen

Werner Pirker nennt es in der JW einen Demokratieverfall, weil in Polen der Erwerb, Besitz und Handel von kommunistischen Symbolen verboten wurde. Ich nenne es schlichtweg eine Zensur, die auf eine totalitäre Vorgehensweise basiert. Ob sich die Zensoren nun demokratisch nennen oder nicht, letztendlich zählen nur die Taten. Und allein an diesen läßt sich der Mensch und sein(e) Wert(e) messen.
Allerdings empfinde ich die Aussage Pirkers als unaufrichtig. Sogar als heuchlerisch. In jüngster Vergangenheit wurden auch andere Symbole verboten. Das störte Leute wie Pirker nicht. Sie sahen in diesen Verboten keineswegs einen Demokratieverfall, sondern klatschten Beifall bzw. sahen wissentlich darüber hinweg. Es handelte sich schliesslich um die Verbote der Symbole anderer Menschen und nicht um die eigenen. Unter anderem wurde Buddhisten das Verwenden der Swastika untersagt (inzwischen wieder aufgehoben) oder sind bestimmte germanische Runen verboten, auch wenn diese eindeutig nicht in Bezug auf das Dritte Reich verwendet werden.
Die Verbote wurden meistens mit dem Hinweis auf totalitaristische Systeme verboten. Eine Heuchelei, die ihren Namen verdient. Mögen sich ruhig die Leute streiten, wer denn nun der größere Verbrecher war, ob Hitler oder Stalin - Fakt ist, daß die Verbote nur in eine Richtung zielen und keineswegs die Ächtung totalitaristischer Systeme im allgemeinen bedeuten. Wie bereits weiter oben schon erwähnt, ist es geradezu eine Farce, den Totalitarismus bekämpfen zu wollen, um dabei ausschliesslich totalitaristisch vorzugehen. Zensur ist immer undemokratisch und verdeutlicht nur die Angst der jeweils Herrschenden. Aber auch ihr Wissen darum, wie undemokratisch sie wirklich sind. Zensur ist nur der Spiegel der eigenen politischen Unfähigkeit, demokratische Politik betreiben zu können bzw. zu wollen.
Und, Hand auf's Herz, worin unterscheidet sich das Verbieten von Symbolen von den Bücherverbrennungen? In nichts Wesentlichem. Wer denkt beim Verbrennen von Büchern (was in der BRD übrigens stattfindet) nicht an das berühmte Zitat von Heinrich Heine?
Dort wo man Bücher verbrennt, verbrennt man am Ende auch Menschen.
Hatte Heine sich etwa geirrt? Nein, vielleicht kannte er die Menschen, ihre Psyche und ihre Geschichte dahingehend zur Genüge, daß er nur die logische Konsequenz daraus als Warnung äußerte. Vielleicht sah er aber auch nur hinter dem Verbrennen von Büchern deren Verfasser.
Weshalb verbieten beispielsweise die selbsternannten Feinde des Totalitarismus nicht das Kreuz der Christen? Dieses Symbol eines antiken Folterinstrumentes.
Steht dieses Symbol etwa nicht für einen jahrhundertewährenden Totalitarismus, für jegliche Verbrechen bis hin zum mehrfachen Völkermord? Sie denken noch nicht einmal daran und all ihre möglichen Ausflüchte darüber, könnte man ebenso gut auf die Dinge übertragen, die sie verboten wissen wollen bzw. haben. Wie anders soll man dies nennen, als pure Heuchelei?!
Soll ein jeder Mensch seine Symbolik benutzen. Erst, wenn er diese Symbolik zum absoluten Zwang für andere Menschen erhebt, gilt es einzuschreiten.
Nur ist es dann geistlos, die Symbole zu verbieten, in der Hoffnung, die Menschen und deren Bedürfnisse, die sich hinter der Symbolik befinden, gäbe es dann auch nicht mehr. Das erinnert an das Kind, daß beim Verstecke- Spielen die Hand vor den eigenen Augen hält.
Die Zensoren müssten das eigentlich wissen, zumindest einige unter ihnen.
Rockerklubs wurde das Tragen ihrer Symbole verboten und mit welchem Erfolg? Die Kutten sind aus der Öffentlichkeit verschwunden, doch verschwand mit ihnen auch das, was man vorgab zu bekämpfen?

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